CNL #14: Unser größter Erfolg im Marketing seit Monaten? Ein Experiment, das mit etwas Glück zum Durchbruch führte. Das habe ich daraus gelernt👇

Im Mai 2023 hatten wir eine Idee: Wir haben die letzten 6 Jahre hochwertigen juristischen Content für Jurafuchs erstellt. Damit müssten wir bei Google doch organischen Traffic generieren können. Oder?

Ein Experiment durchzuführen ist immer richtig - unabhängig davon, wie es ausgeht

Also haben wir ein Experiment aufgesetzt:

Wir erstellen automatisiert nach bestimmten Kriterien und Regeln Landing Pages mit den juristischen Lern-Inhalten, mit denen unsere Nutzer:innen auch lernen.

Das Projekt war konzeptionell und technisch anspruchsvoll. Es dauerte einige Monate und kostete wertvolle Entwickler-Kapazitäten, bis wir erste, solide Landingpages online hatten.

Wann bricht man ein Experiment ab?

Doch die Erfolge blieben aus. SEO-Consultants kamen und gingen.

Der gängigste Erklärungsversuch: Unsere interaktiven Lern-Inhalte funktionieren nicht auf statischen Seiten. Und interaktive Inhalte sind auch nicht das, was die Leute suchen, wenn sie nach "abhanden gekommene Willenserklärung" und ähnlichen Themen suchen.

Google bewertet unsere Seiten nicht hoch genug. Wir schaffen es für das jeweilige Keyword nicht unter die Top 10 der Suchergebnisse.

War das Experiment damit gescheitert?

Für uns nicht: Der potentielle Impact des Kanals war riesig. Und wir waren weiterhin davon überzeugt, dass hochwertiger Content sich eigentlich durchsetzen müsste.

Was fehlte, war etwas Glück

Wir wussten aber nicht, was unser Problem war.

Dann geriet Google durch die Veröffentlichtung von ChatGPT und die Fortschritte, die OpenAI auf dem Gebiet der künstlichen Intelligenz machte, in die Defensive. Und sah sich plötzlich gezwungen, AI-Features in zahlreiche Google-Produkte zu integrieren.

In diesem Kontext änderte Google im März/April 2024 auch den Google Algorithmus sehr grundlegend. Im KI-Zeitalter erlangen hochwertige, redaktionell erarbeitete Fachinformationen einen hohen Stellenwert, weil sie eine wichtige Quelle für das Training von Large Language Models (LLMs) sind.

Und so kam es, dass Google plötzlich "generische" Inhalte "niedriger Qualität" pönalisierte:

New ways we’re tackling spammy, low-quality content on Search

"... as of April 19, 2024, we’ve completed the rollout of these changes. You’ll now see 45% less low-quality, unoriginal content in search results."

https://blog.google/products/search/google-search-update-march-2024/

Ein Teil unserer Seiten stieg auf in die Top 10. Google indizierte immer mehr Seiten von uns. Und der Traffic explodierte von 0 auf 40.000 in wenigen Wochen.

Was ist das für eine Strategie, die nur mit Glück zum Erfolg führt?

Natürlich ist unsere Strategie für die Zukunft nicht, auf unabsehbare Wendungen wie eine Google Algorithmus Änderung zu hoffen. Dennoch hat Glück bei diesem Experiment eine entscheidende Rolle gespielt.

Der US-Management-Forscher Jim Collins hat natürlich auch dieses Phänomen bereits untersucht. Sein Fazit: Erfolgreiche Companies haben nicht mehr Glück als andere, sie sind aber besser darin, das Glück, das sie haben, zu nutzen. Er spricht davon, den "return on luck" zu optimieren.

Doch wie geht das?

Indem man seine "Glücksoberfläche" vergrößert.

Ganz simpel gesagt: Wähle im Zweifel den Weg, der eine größere "Glücksoberfläche" hat. Oder, um ein Sprichtwort zu bemühen: Leg so viele "Eisen ins Feuer" wie möglich.

Im Marketing / Growth eines Startups heißt das ganz konkret: Viele Experimente durchzuführen, die potentiell einen hohen Impact haben können, wenn sie glücken.

Ich hoffe, dass Dich die Ankedote dazu ermutigt, ebenfalls ein paar Dinge anzugehen, die für Dich einen großen Impact haben können. Und dabei wünsche ich Dir dann das nötige Quäntchen Glück. 🍀